Tropenmedizinische Fortbildung Uganda 2018
Nachdem mir ein zunehmender Bedarf an reise- und tropenmedizinischer Beratung in meiner Praxis auffiel, begann ich im Jahre 2006 mit meiner umfassenden Ausbildung auf diesem Gebiet. Ich wollte nicht - wie allgemein üblich - immer die gleichen pauschalen Empfehlungen aus dem Internet oder teilweise veralteten Büchern geben, nein ich wollte die Reisemedizin von Grund auf erlernen.
Nach langer Vorbereitung war es dann soweit. In einem Nachtflug von München über Dubai erreichte ich am 11. März 2018 Entebbe International Airport und setzte meinen Fuß auf ostafrikanischen Boden in Uganda, der Perle Afrikas, wie schon Churchill dieses Land bezeichnet hat.
Tag 1 Anreise über Entebbe International Airport nach Kampala
Nach Verlassen des Flugzeugs wird zuallererst das Gelbfieberimpfzertifikat kontrolliert, bevor es zur Pass- und Visa-Kontrolle im immigration office geht. Draußen wartet schon Edgar, der Fahrer, der mich in die Unterkunft nach Kampala bringt. Spät abends trifft sich die Gruppe aus 13 Ärzten mit Kay Schaefer für eine Einleitung und Vorbereitung auf die Fortbildungsreise.
Tag 2 Mabira-Regenwald und Jinja
Nach einer Vorlesung zu Epidemiologie, Diagnostik und Therapie von HIV, geht es zur ersten Visite im Joint Clinical Research Center (JCRC) in Kampala. Anschließend nehmen wir an einem Laborpraktikum zur Diagnostik von HIV und opportunistischen Infektionen teil. Nachmittags dann Weiterfahrt nach Mabira zur ersten Feldexkursion zum Thema medizinische Botanik im Mabira-Regenwald. Auf der Fahrt dorthin geht es nach einem heftigen Tropenregen über verschlammte Sandpisten und durch einfachste Dörfer. Erste Eindrücke werden gesammelt. Unsere nächste Unterkunft wird in Jinja sein, das wir abends erreichen. Jinja ist eine Stadt im Südosten Ugandas mit 76.000 Einwohnern. Es liegt nahe dem Austritt des Weißen Nils aus dem Viktoriasee auf 1.143 über dem Meer.
Im Mabira-Regenwald
Tag 3 Jinja - St. Francis Hospital Buluba
Nachdem wir abends in Jinja für drei Nächte Quartier bezogen haben, geht es heute Morgen zum St. Francis Hospital in Buluba, einem sehr einfachen ländlichen Krankenhaus. Hier haben wir einen Vortrag zu Lepra und anderen tropischen Hautkrankheiten, bevor uns dann Patienten vorgestellt werden. Nachmittags haben wir wieder ein interessantes Laborpraktikum zu diesem Thema.
Fahrt zum St. Francis Hospital Buluba. Man erkennt, wie arm und einfach das Land ist. Asphaltiere Straßen gibt es kaum.
St. Francis Hospital Buluba
Werkstatt für orthopädische Hilfsmittel
Das St. Francis Hospital Buluba wurde einst als Leprakrankenhaus gegründet und hatte speziell für die Behandlung dieser chronischen und stigmatisierenden Krankheit eine große Bedeutung in der Region. Heute werden hier auch andere Krankheiten behandelt. In der eigenen Werkstatt für orthopädische Hilfsmittel werden mit einfachsten Methoden und Werkstoffen u. a. Gehhilfen oder spezielle Schuhe für Leprakranke gefertigt. Buluba liegt weit in der Provinz in einer sehr armen, ländlichen Region. Tief beeindruckt hat mich, wie engagiert in diesem Krankenhaus mit nur wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln den Menschen geholfen wird.
Am Viktoriasee
Tag 4 Jina - Buikwe Hospital
Morgens wieder Vorlesungen zu Diffenrentialdiagnosen fieberhafter Erkrankungen bei Tropenrückkehrern und über die Afrikanische Trypanosomiasis (Schlafkrankheit). Danach Fahrt zum Buikwe Hospital, wo wir wieder an einer Visite und an einem Laborpraktikum zum Thema Schlafkrankheit teilnehmen. Am Nachmittag geht es bei einer Feldexkursion um die Prävention der Schlafkrankheit, bzw. um ihre Kontrollmaßnahmen. An Orten mit hohem Tsetsefliegenvorkommen werden blau-schwarze Fallen aufgestellt. Tsetsefliegen befallen gerne dunkle und blaue Gegenstände.
Buikwe Hospital
In den Hospitälern findet man immer wieder nützliche Plakate zum Teil auch in der Landessprache
Feldexkursion zum Thema Schlafkrankheit. Auf der Hand eine Tsetsefliege.
Jinja - eine typisch ugandische Kleinstadt, keine Asphaltstraßen, einfache Häuser und viel Verkehr
Tag 5 Jinja - Mbarara
Gleich morgens verlassen wir unsere Unterkunft in Jinja, denn es geht via Kampala Richtung Westen. Auf dem zum 320 km entfernen Mbarara nähe der kongolesischen Grenze geht es zunächst noch ins Kakira Sugar Limited Hospital. Es befeindet sich in der Kakira Sugar Cane Factory, wo Zucker verarbeitet wird. Hier geht es zunächst um Arbeitsmedizin und danach begleiten wir den Chefarzt auf einer umfassenden Visite. Dort sehen wir nicht nur typische Arbeitsunfälle der Fabrik, sondern auch Malaria und andere Infektionskrankheiten. Solche "Betriebskrankenhäuser" nehmen in der Regel auch Patienten der näheren Umgebung auf. Der Standard dieses Krankenhauses ist besser als der im St. Francis Hospital in Buluba.
In der Kakira Sugar Cane Factory
Danach geht es auf die lange und mühsame Strecke via Kampala nach Mbarara, unsere nächste Station nahe der kongolesischen Grenze. Für 320 km benötigt man bei Wechsel zwischen tropischen Regengüssen und Sonne ca. 6 Stunden. Kurz nach Sonnenuntergang kommen wir in unserer Unterkunft in Mbarara an. Hier werden wir zwei Nächte bleiben, um genug Zeit für das Universitätskrankenhaus zu haben.
Auf dem Weg nach Mbarara überschreiten wir den Äquator auf die Südhalbkugel
Tag 6 Mbarara - Universitätsklinik
Der Eingang zur Universitätsklinik von Mbarara
Ambulanzfahrzeug an der Klinik
Mbarara City mit Markt
Tag 7 wir verlassen Mbarara Richtung Queen Elizabeth National Park
Wieder haben wir eine lange Fahrt über Land vor uns. Bis zu unserer nächsten Unterkunft im Nationalpark sind es 170 km Landstraße auf Sandpiste. Dabei geht es vorbei an Landschaften ähnlich sogar wie in Mitteleuropa sowie an riesigen Teeplantagen. Schließlich tauchen wir hinab in das riesige Rift Valley.
Tag 8 Queen Elizabeth Nationalpark
Neben Vorlesungen haben wir die Möglichkeit, Teile des Parks zu besichtigen.
Tag 9 Fahrt nach Fort Portal via Kasese
Morgens noch Vorlesungen zu Klinik, Diagnostik und Therapie der Malaria sowie zur Lymphatischen Filariose, beides typische Tropenkrankheiten. Während Malaria auch eine große Bedeutung für Touristen hat, findet man die Lymphatische Filariose nur bei einheimischen Patienten. Mittags machen wir uns auf den Weg. Denn es gilt wie immer, "Ankunft vor Sonnenuntergang" - aus Sicherheitsgründen.
Die Strecke geht wieder 150 km über Landstraßen und durch Dörfer und geben uns einen beeindruckenden Einblick in Land und Leute. Fort Portal ist eine Kleinstadt mit etwa 42.600 Einwohnern, liegt auf 1.523 m Seehöhe und ist nur wenige Kilometer von der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo entfernt. Hier befindet sich auch das 5.109 m hohe Ruwenzori-Gebirge, welches eine natürliche Grenze zwischen der DR Kongo und und Uganda bildet.
unterwegs nach Fort Portal - die Bilder sprechen für sich!
Tag 10 Fort Portal
Zunächst eine Vorlesung über die in dieser Region vorkommende Flussblindheit (Onchozerkose), ebenfalls eine Filariose, also eine Wurmkrankheit, die den ganzen Körper befällt und zu Blindheit führt. Überträger sind die tagaktiven Kriebelmücken, die sich vor allem an Fließgewässern aufhalten. Touristen sind auch hier nicht betroffen, sondern fast ausschließlich die einheimische Bevölkerung. Beim Vortrag und im praktischen Teil geht es nicht nur um Diagnose und Therapie, sondern auch um Präventionsmaßnahmen. Ein Mitarbeiter des Headquarters demonstriert uns einen Fangkorb, mit dem Flußkrebse gefangen werden, auf denen die Simuliumfliegen, also der Vektor, ihre Larven ablegen.
Vortrag über Prävention im Onchocerciasis Headquarter in Fort Portal
auch hier wieder Plakate an der Wand
Als nächstes Fahrt zum TORO KAHUNA HEALTH Center III. Dieses kleine Krankenhaus liegt inmitten einer großen Teeplantage. Dort haben wir so genannte Skin snips gemacht, um Mikofilarien in der Haut von Patienten mit Onchozerkose nachzuweisen. Auf der Fahrt dorthin wieder typische Bilder von Land und Leuten in Uganda.
Tag 11 Von Fort Portal Fahrt weit aufs Land zur Mbuga Primary School
Zunächst sind wir in der Schule, wo uns Mitarbeiter der lokalen Gesundheitbehörde das Präventionsprogramm in der Schule demonstrieren. Nachmittags geht es dann zu einem Kratersee, wo wir die Schnecken schnell finden.
traumhaft idyllisch liegen die Kraterseen - aber Vorsicht, Baden verboten!
Tag 12 Fort Portal - Botanischer Garten - Kyenjojo bed-net studies
Vormittags geht es zu einer ausführlichen Exkursion in den Tooro Botanical Garden. Hier werden Artemisia annua und andere wichtige Heilpflanzen zur Behandlung von Malaria und anderer tropischer Krankheiten angebaut. Am Nachmittag fahren wir nach Kyenjojo im Kyenjojo District. Ein ranghoher Mitarbeiter der lokalen Gesundheitsbehörden besucht mit uns das Dorf und zeigt uns, wie die einheimische Bevölkerung mit Bettnetzen erfolgreich Malaria vorbeugt. Die Community erhält von der Regierung kostenlos Moskitonetze und eine Einweisung, wie diese zu benutzen und ggf. zu reinigen sind. Das Einhalten wird von Regierungsbeamten regelmäßig kontrolliert. Wir erhalten darüber hinaus noch tiefe Einblicke in die Lebenskultur der Menschen, wie sie tatsächlich wohnen und ihren Lebensunterhalt erwirtschaften.
Wir dürfen die Hütten und Häuser besichtigen und bekommen so einen Einblick in die Wohn- und Lebensweise der einheimischen Bevölkerung
Danach geht es via Mubende zurück nach Kampala, dem Ausgangspunkt unserer Reise. Bis dahin sind es wieder 270 km Landstraße.
Tag 13 Kampala
Nachdem wir am Vorabend wieder in Kampala angekommen sind beginnt morgens für uns der letzte Tag dieser wirklich atemberaubenden und unglaublich lehrreichen Fortbildungsreise. Auf dem Programm stehen noch eine Vorlesung über die Ultraschalldiagnostik von Tropenkrankheiten und im Anschluss nochmals ein umfassendes Laborpraktikum über die Diagnostik von Parasiten in Stuhl, Blut und Urin im Mengo Hospital Kampala. Nach diesem Praktikum heißt es Abschied nehmen und zum Flughafen nach Entebbe. Von dort geht es für mich via Dubai zurück nach München.
Rückweg zum Entebbe International Airport
Kampala mit Viktoriasee
Uganda hat mich nachhaltig beeindruckt und vielleicht auch persönlich verändert. Zum Einen das wunderschöne Land, nicht umsonst hat Churchill es "Pearl of Africa" genannt. Zum Anderen aber auch die Armut und Einfachheit, die fast überall noch herrscht. Trotzdem triff man überall auf ein Lächeln. Mir fiel nicht nur auf, wie es die Menschen trotz aller Armut und dem Fehlen von Mitteln schaffen, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Uganda hat bis dato viel erreicht bei der Bekämpfung von Hunger und gefährlichen Krankheiten. Bis auf wenige moderne Kliniken sind die Krankenhäuser und Krankenstationen in einem Zustand, wie man es sich bei uns nicht vorstellen kann. Keine Einzelzimmer, keine Zweibettzimmer - nein Krankensäle mit bis zu 50 Patienten, teilweise liegen die Patienten auf Matratzen zwischen den Betten, oder besser Liegen. Immer anwesend sind die Angehörigen, die die Patienten pflegen und versorgen müssen. Und dennoch, nirgends habe ich so erlebt, wie herzlich Ärzte und Schwestern mit ihren Patienten umgehen. Beeindruckt hat mich auch die Geduld und Bescheidenheit dieser Menschen. Und trotz allem das Lächeln und eine innere Zufriedenheit.